
Mit großer Trauer nehmen wir Abschied von unserem Ehrenortsbrandmeister Herbert Janik. Er verstarb am 9. Februar im Alter von 77 Jahren.
Weit über das übliche Maß hinaus widmete er seine Lebenszeit und Kraft dem Dienst der Freiwilligen Feuerwehr.
Es ist schwer, ein Lebenswerk wie das von Herbert Janik in Worte zu fassen, es würde vermutlich ein ganzes Buch füllen.
Doch mit diesem Nachruf möchten wir versuchen, seinem außergewöhnlichen Engagement und seiner Hingabe gerecht zu werden.
Frühe Jahre und erste Schritte in der Feuerwehr
Herbert trat am 24. März 1964 in die Freiwillige Feuerwehr Alfeld (Leine) ein.
Schon in jungen Jahren zeigte er eine besondere Begeisterung für die Feuerwehr und ihre Technik, die ihn sein gesamtes Leben begleiten sollte.
Sein beruflicher Hintergrund als Landmaschinenschlosser verhalf ihm zu einem tieferen Verständnis für die Fahrzeuge und Geräte, mit denen er als freiwilliger Feuerwehrmann und hauptamtlicher Gerätewart arbeitete.
Eine Kompetenz, die er nicht nur für sich nutzte, sondern mit großer Leidenschaft an andere weitergab.
Schon früh war klar, dass Herbert mehr als nur ein Feuerwehrmann war – er war ein Macher und ein Mensch, welcher Veränderungen vorantrieb.
Vom Feuerwehrmann zum Ortsbrandmeister
Seine Laufbahn innerhalb der Feuerwehr war von stetigem Wachstum geprägt.
Nach zahlreichen Lehrgängen an der damaligen Landesfeuerwehrschule wurde er im Januar 1982 zum Zugführer und schließlich 1987 zum Ortsbrandmeister der Feuerwehr Alfeld ernannt.
Diese Position übernahm er nicht nur als Titel – er füllte sie mit Leben.
Er führte nicht nur unzählige Einsätze, sondern prägte die Feuerwehr in vielen Bereichen nachhaltig.
Unter seiner Leitung wurden die ehemals unabhängigen Züge zusammengeführt, Dienstpläne vereinheitlicht und die finanzielle Struktur der Feuerwehr zentralisiert.
Dies war ein gewaltiger organisatorischer Fortschritt, der die Grundlage für die moderne Struktur der Feuerwehr Alfeld legte, die bis heute in dieser Form existiert.
Doch seine Tätigkeiten beschränkten sich nicht auf Verwaltung und Organisation.
Als unvergleichlich motivierter und ambitionierter Gerätewart mit exzellentem technischem Verständnis stellte Herbert mit Akribie und Fachwissen sicher, dass die gesamte Ausrüstung stets einsatzbereit war.
Für keine Arbeit war er sich zu schade – er schraubte, reparierte, tüftelte, erneuerte.
Dabei spielte es keine Rolle zu welcher Tages- oder Nachtzeit, egal ob am Feiertag oder Wochenende.
In seiner Zeit wurden nicht nur neue Fahrzeuge angeschafft, sondern auch diverse Gebrauchtfahrzeuge in Eigenleistung umgebaut. So wurden unter seiner Leitung unter anderem ein Einsatzleitwagen (ELW), zwei Gerätewagen-Öl (GW-Öl), ein Rüstwagen (RW1), drei Vorausrüstwagen (VRW) und ein Gerätewagen-Logistik (GW-L) zu voll funktionsfähigen Feuerwehrfahrzeugen.
Einige davon sind noch heute im Einsatz.
Ein Vorbild in Ausbildung und Kameradschaft
Neben seiner Arbeit als Ortsbrandmeister und Gerätewart engagierte sich Herbert intensiv in der Ausbildung der Feuerwehrleute.
In seiner gesamten Laufbahn absolvierte er 22 Lehrgänge, erweiterte stetig sein Fachwissen und gab es mit großer Leidenschaft an seine Kameraden weiter.
Ab 1984 übernahm er die Stadtatemschutzausbildung und sorgte 24 Jahre für die Ausbildung der Atemschutzgeräteträger auf höchstem Niveau.
Außerdem betreute er über viele Jahre die Grundausbildung von neuen Feuerwehrleuten.
Viele Kameraden erinnern sich an seine lehrreichen und praxisnahen Schulungen – er verstand es, komplexe Technik und Taktiken verständlich zu vermitteln.
Sein Engagement ging aber noch weiter.
1993 wurde er der erste Zugführer des Gefahrgutzuges im Brandabschnitt Süd und baute diese spezialisierte Einheit maßgeblich mit auf.
Zudem engagierte er sich im Landkreis Hildesheim im Arbeitskreis „Technik“, wo er an der Beschaffung von Fahrzeugen und Gerätschaften mitwirkte.
Auch als Wettbewerbsrichter auf Bezirks-, Abschnitts- und Stadtebene war Herbert tätig.
Seine Ortsfeuerwehr verlor er dabei aber nie aus den Augen und setzte sich wie kein zweiter für die Weiterbildung der eigenen Kameraden ein.
Er initiierte die interne Drehleitermaschinisten-Ausbildung, wodurch die Sicherheit und Effizienz bei Einsätzen mit Hubrettungsfahrzeugen erheblich verbessert wurde.
Viele der von Herbert ausgearbeiteten Ausbildungsdienste sind bis heute unvergessen.
Ein Feuerwehrmann mit Herz und Charakter
Herbert war nicht nur ein Feuerwehrmann mit enorm hohem Fachwissen und Engagement – er war ein geschätzter und verlässlicher Ansprechpartner und Kamerad.
Seine offene Art, seine klaren Worte, sein trockenes, aber herzliches Wesen machten ihn einzigartig und zu einer unverwechselbaren Persönlichkeit.
Er hatte für jeden ein offenes Ohr, stellte seine eigenen Bedürfnisse oft hinten an und war jederzeit erreichbar, wenn Hilfe gebraucht wurde.
Viele werden sich an seine legendäre Begrüßung erinnern:
„Was willste?“
Kurz, direkt, aber immer mit dem Angebot verbunden, eine Lösung zu finden.
Unter seiner Führung entstanden Traditionen wie das Kartoffelbratschen, diverse Abende in der in Eigenleistung errichteten Grillhütte am Feuerwehrhaus und das Wiederbeleben des Osterfeuers am Steinberg.
Außerdem rief er den Staffelwettbewerb ins Leben, der bis heute jedes Jahr ausgetragen wird.
Bei dieser Veranstaltung treten alle Ortsfeuerwehren der Stadt Alfeld (Leine) gegeneinander an und messen sich in verschiedensten Disziplinen.
Ein Wettbewerb, der den Zusammenhalt und die Kameradschaft zwischen allen Ortsfeuerwehren bis heute stärkt.
Er war jemand, der nicht nur über Gemeinschaft sprach, sondern sie aktiv lebte und förderte.
Sein Vermächtnis lebt weiter
2009 wechselte Herbert in die Altersabteilung, die er bereits 1988 gegründet hatte. Bis 2022 leitete er diese als stellvertretender Leiter und war auch dort noch ein geschätzter Ansprechpartner.
Für seine Verdienste im Feuerwehrwesen wurde ihm 2007 das Niedersächsische Feuerwehr-Ehrenkreuz in Gold verliehen, eine Auszeichnung, die seinen jahrzehntelangen Einsatz würdigte. 2010 wurde er schließlich zum Ehrenortsbrandmeister ernannt.
Mit Herbert Janik verliert die Feuerwehr Alfeld nicht nur einen ihrer verdientesten Kameraden, sondern auch einen Mentor, einen Freund und eine prägende Persönlichkeit, die mit ihrer Hingabe bleibende Spuren hinterlassen hat.
Sein Name bleibt untrennbar mit der Feuerwehr Alfeld verbunden.
Sein Engagement, seine Leidenschaft und sein unermüdlicher Einsatz werden in der Feuerwehr Alfeld für immer weiterleben.
Herbert, wir werden Dich nie vergessen!